Ob praktisch-sportlich, elegant oder aufreizend, er ist aus dem Kleiderschrank einer Frau nicht wegzudenken – der BH. Aus unterschiedlichsten Materialen und für die verschiedensten Zwecke gibt es heute BHs in vielen Formen und Farben.
Das heute bekannte Modell wird seit nunmehr hundert Jahren von Frauen in aller Welt getragen. Doch bereits in der Antike und im Mittelalter fanden Frauen Möglichkeiten, ihre Brust zu verhüllen oder richtig zur Geltung zu bringen. Im antiken Griechenland blieben die Brüste zum Großteil unbedeckt, lediglich eine Tunika bedeckte sie, während ein Stoffband oder ein Gürtel unterhalb der Brust diese hervorheben sollte. Diese Methode wurde eher von älteren Frauen genutzt, jüngere bevorzugten auch die Bedeckung mit Stoffstreifen. Dies hatte allerdings nicht ausschließlich praktische Gründe. Zeitgenössische Fresken lassen vermuten, dass die Stoffstreifen auch beim Geschlechtsverkehr getragen wurden, als erotische Komponente. Beim Sport wurden diese Stoffstreifen ebenfalls verwendet, um die Brüste zu fixieren.
Im 15. Jahrhundert kam schließlich das Dekolleté in Mode. Damals galten große und feste Brüste als besonders schön. Hier lassen sich auch die Anfänge von Mieder und Korsett vermuten. Um die Brust besonders gut zur Geltung zu bringen, trugen Frauen der oberen Schichten immer aufwändigere Korsetts und ließen ihre Kinder bevorzugt von Ammen stillen, damit die eigene Brust nicht aus der Form geriet.
Abbildung 1: Das Schnürkorsett sollte für ansehnliche Körperformen sorgen.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein war das Korsett unangefochtener Spitzenreiter unter den Miederwaren. Ein Korsett liegt besonders eng am Körper an und sollte durch seine steife Form dafür sorgen, dass Frauen Haltung bewahrten. Im Laufe der Zeit war das Hauptaugenmerk vom Dekolleté allerdings hin zur Taille gewechselt. Diese sollte besonders zierlich sein; als Idealmaß galt, dass ein Mann mit zwei Händen die Frauentaille umfassen können sollte. Um die Stütz- und Formfunktion zu erreichen, wurden Stäbe aus Fischbein genutzt.
Aufgrund der immer stärkeren Einschnürung des Körpers nahmen aber auch die gesundheitlichen Probleme von Frauen zu. Ohnmachtsanfälle, Übelkeit und Atemnot waren die Folge. In schlimmeren Fällen führte das enge Korsett auch zum Verschieben der Organe, sorgte für Essstörungen, für Verdauungsprobleme und nicht zuletzt bei Schwangerschaft sogar für Fehlgeburten.
Zur Behandlung der Probleme wurde meist lediglich Bettruhe verschrieben, was auch hilfreich war, denn im Bett wurde das Korsett abgelegt. Als die Stimmen gegen dieses Kleidungsstück zunehmend lauter wurden, gingen die Korsetthersteller dazu über, ihre Waren aufwändig mit Stickereien und Mustern zu verzieren, um sie in der Werbung erotisch zu vermarkten.
Doch die Sorge um die Gesundheit der Frauen blieb. 1896 wurde in Berlin sogar der „Allgemeine Verein zur Verbesserung der Frauenkleidung“ gegründet, in dem sich Mediziner und Feministen der Reformierung unterdrückender Kleidung verschrieben hatten.
Die Amerikanerin Mary Phelps Jacob gilt als Erfinderin des heutigen BHs. Als sie feststellte, dass das Fischbein ihres Korsetts sich unter ihrem Abendkleid überdeutlich abzeichnete, griff sie kurzerhand zu Schere und Nadel und fertigte aus Seidentüchern und einigen Bändern einen BH. Unter ihren Freundinnen fand die Idee reißenden Absatz. 1914 ließ sie ihre Erfindung dann patentieren und versuchte sich zunächst selbst am Vertrieb des Wäschestücks. Allerdings lief das Geschäft nicht so gut wie erwartet und so verkaufte sie das Patent schließlich für 1500 $ an die Warner Bros Corset Company. Obwohl zu dieser Zeit viele Patente in verschiedenen Ländern in dieser Richtung angemeldet wurden, war es das von Mary Phelps Jacobs, das sich bis heute durchgesetzt hat.
Zum großen Aufschwung des Kleidungsstücks trug nicht unwesentlich auch der Erste Weltkrieg bei. Im Zuge der allgemeinen Rohstoffknappheit wurden Frauen aufgerufen, von Miederwaren auf den deutlich stoffsparenderen BH umzusteigen. Ob aus Patriotismus oder aufgrund des höheren Tragekomforts – der BH setzte sich rasend schnell durch und fuhr bereits sechs Jahre nach der Patentanmeldung 12,6 Millionen Dollar Gewinn ein.
Die Geschichte des BHs ist auch eine Geschichte über die Emanzipation der Frau. Der moderne BH wurde als Symbol der Befreiung der Frau gefeiert, die nur zu gern das praktische und bequeme Kleidungsstück trug und sich nicht mehr in enge Miederwaren schnüren lassen musste. Die Befreiung des Körpers war auch der Weg hin zu einem aktiveren und freieren Leben für viele. In den 1920ern waren androgyne und knabenhafte Erscheinungsbilder für Frauen beliebt und ein Zeichen für Emanzipation. Der weibliche Körper sollte nicht mehr gekünstelt den Männern zur Schau gestellt werden und das gleiche Erscheinungsbild zeigte auch das Verlangen nach ähnlichen Rechten wie die Männer.
In den 40er Jahren wurde erstmals der Wonderbra vorgestellt und versprach, auch aus kleineren Brüsten üppige Dekolletés zu zaubern. Der BH wurde somit zum Modeobjekt.
Abbildung 2: Heute ist der BH wieder ein Modeobjekt.
Bald darauf wandelte sich im Zuge der Frauenbewegung das positive Bild und der BH wurde zum Zeichen der Unterdrückung. 1968 sollen als Protest gegen die Miss America-Wahlen Feministinnen BHs sogar öffentlich verbrannt haben.
Ob diese Feministinnen wirklich BHs verbrannt haben, ist nicht sicher, doch das Gerücht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und viele Frauen schlossen sich dem Protest an.
Heute ist klar, der BH ist für die meisten Frauen schlichtweg notwendig, sowohl aus praktischen als auch aus gesundheitlichen Gründen. Wenn er dann auch noch optisch ansehnlich ist, umso besser. Auch Korsetts und Corsagen sind bei weitem nicht mehr so verpönt, sondern kommen nicht nur im Bereich erotischer Dessous wieder in Mode. Natürlich sind die modernen Modelle bei weitem nicht mehr so extrem geformt wie noch im 18. und 19. Jahrhundert der Fall. Dank neuer Materialien sind die heutigen Korsetts meist deutlich bequemer und an die jeweiligen Körperformen angepasst.
Übrigens: Noch bis zum 14. Februar 2015 zeigt das Museum für Kommunikation in Frankfurt die Ausstellung „Body Talks – 100 Jahre BH“, bei der mehr als hundert Bikinis, Wonderbras und Korsagen aus über 100 Jahren zu sehen sind.
Abbildung 3: BHs gibt es heute in unzähligen Varianten.
Seit der Erfindung des BHs hat das Kleidungsstück eine ziemliche Entwicklung in seinem Design durchgemacht. Inzwischen gibt es ihn in allen möglichen Formen und Varianten für jede Gelegenheit und jede Passform, ob für schulterlose Abendkleider oder fürs Jogging.
Der Klassiker ist der Bügel-BH. Die eingenähten Bügel aus Plastik oder Metall sind besonders formgebend und stützen den Busen. Es gibt sie auch mit diagonalen Nähten, Abnähern oder nahtlos vorgeformten Körbchen. Diese Form eignet sich sowohl für kleine, als auch für große Oberweiten. Befindet sich unterhalb der Bügel noch ein stützender Ansatz, verleiht er großen Größen noch einmal zusätzlichen Halt.
Der Balconnette-BH hat Körbchen, die die Brust oben nicht völlig umschließen. Außerdem setzen die Träger dieses BH-Typs weiter außen am Körbchen an als beim klassischen BH. So lassen sich Kleidungsstücke mit besonders weitem Ausschnitt tragen, wie beispielsweise das Dirndl. Am ehesten eignet sich dieser BH für B- und C-Körbchen. Häufig gibt es ihn auch mit abnehmbaren Trägern.
Beim Neckholder-BH verlaufen die Träger nicht über die Schultern, sondern den Nacken, sodass er hervorragend geeignet ist, um unter Neckholder-Tops getragen zu werden. Es gibt den Neckholder in verschiedensten Varianten, mit Einlegekissen oder auch Bügeln. So ist er für jede Größe geeignet. Bei einer großen Oberweite sollte allerdings darauf geachtet werden, dass das Rückenteil gut stützt, damit das Gewicht nicht ausschließlich vom Nacken getragen wird, was auf Dauer zu Verspannungen führen kann.
Trägerlose BHs kommen besonders gern bei schulter- und rückenfreien Kleidungsstücken wie Cocktailkleidern zum Einsatz. Dadurch, dass die Träger fehlen, sollte ein solcher BH etwas enger sitzen, damit er beim Tragen nicht rutschen kann. An den Rückenkanten weist er oft Silikonstreifen auf, die für zusätzliche Haftung auf der Haut sorgen.
Der Bandeau-BH kommt ganz ohne Träger aus und ist im Prinzip ein elastisches Band ohne Verschluss. Am ehesten eignet sich dieser BH für kleine Oberweiten, da bei einem größeren Busen der notwendige Halt fehlt, wie ihn ein trägerloser BH bieten kann. Er wird besonders gern unter schulterfreier Kleidung getragen.
Für ein großes und schön geformtes Dekolleté eignet sich der Push-Up-BH. Mit Silikon- oder Schaumstoffeinlagen wird der Busen an- und optisch hervorgehoben, wovon besonders kleinere Oberweiten profitieren. Durch den Schnitt wird die Brust sowohl seitlich als auch von unten angehoben.
Der Triangel-BH wird gern mit dem Neckholder verwechselt. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass der Triangel-BH in der Regel keine Bügel hat und im Nacken zusammengebunden wird. Die Körbchen sind dreieckig geformt und die Träger verlaufen relativ weit außen. Am häufigsten findet man diese Form bei Bikinis, doch er ist generell auch für kleine Größen geeignet, da er recht weich ist.
Auch als Soft-BH bezeichnet, ist das Bustier ähnlich geformt wie der Bandeau-BH, allerdings mit Trägern. Da er relativ wenig Halt gibt, ist er eher für kleinere Oberweiten geeignet. Manchmal ist er auch nahtlos und ohne Verschluss gefertigt, was für einen hohen Tragekomfort sorgt.
Für sportliche Aktivitäten empfiehlt sich ein Sport-BH. Dieser hat besonders breite Träger und umschließt die Brust komplett. Damit die Träger nicht von der Schulter rutschen können, sind viele solcher BHs mit einem sogenannten Ringerrücken ausgestattet, wie sie auch bei Tank Tops zu finden sind. Meist ist er aus besonders elastischem und festem Stoff gefertigt, um optimal Bewegungen abzufedern. Manche Hersteller kennzeichnen ihre Sport-BHs mit einer Belastbarkeitsstufe, sodass der BH passend zum Bewegungsgrad beim Sport gewählt werden kann.
Der Spitz-BH wird auch als Cone-BH oder Bullet-BH bezeichnet und heutzutage nur noch selten getragen. Er besitzt kegelförmige, spitze Körbchen, umschließt die komplette Brust und hat den Verschluss meist vorn. In den 60er Jahren war er besonders beliebt, daher ist er in der Pinup-Szene noch vertreten. Heute sieht man ihn vereinzelt noch auf der Bühne an Sängerinnen wie Lady Gaga oder Katy Perry.
Bei Still-BHs lassen sich die Körbchen separat aufklappen, um das Stillen zu erleichtern. Sie bestehen aus besonders dehnfähigem Material, um der Größenveränderung während der Schwangerschaft gerecht zu werden. Oft verzichten diese BHs auf Nähte am Körbchen, um besonders komfortablen Sitz für die empfindliche Brust zu bieten. Sie sollten am besten nicht vor dem achten Schwangerschaftsmonat gekauft werden, da hier die Brust noch an Umfang zunimmt.
Nahezu jede zweite Frau trägt laut Schätzungen einen falschen BH. Viele wissen meist nicht einmal ihre passende Größe. Das kann unschöne Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben, denn ein BH, der nicht richtig sitzt, kann drücken, kneifen, oder verrutschen. Zudem können auch gesundheitliche Schäden die Folge sein. Einige Anzeichen sprechen jedoch eine klare Sprache.
Abbildung 4: Die am häufigsten auftretenden Probleme im Überblick
Der Weg zum passenden BH führt in erster Linie über die korrekte Konfektionsgröße. Hier ist Maß nehmen unumgänglich. Im Fachhandel wird häufig angeboten, dass Angestellte die Kundin vermessen, doch wenn einige Aspekte beachtet werden, ist das auch zu Hause möglich.
Der Brustumfang Hier wird im aufrechten Stand das Maßband um den Rücken herum gelegt und vorne zusammengeführt. Dabei muss darauf geachtet werden, dass das Maßband auf der umfangreichsten Stelle der Brüste liegt. Meist befindet sich diese im Bereich der Brustwarzen.
Der Unterbrustumfang Hier wird der Bereich direkt unterhalb der Brüste vermessen, wo auch der BH sitzen soll.
Die Körbchengröße ergibt sich anhand dieser beiden Angaben und kann mit Hilfe dieser Maßtabelle stimmig ermittelt werden. Die Größenangaben von BHs sind immer mit einer Zahl und einem Buchstaben gekennzeichnet. Der Buchstabe beschreibt dabei die Körbchengröße, die Zahl das Unterbrustmaß. Vorsicht ist geboten bei Käufen im Ausland; hier unterscheiden sich Bezeichnungen der Körbchengröße bereits innerhalb des europäischen Raums.
Wichtig ist, die eigene Größe in regelmäßigen Abständen zu überprüfen, denn diese kann sich bei Zu- und Abnahme deutlich verändern und auch die Form der Brust ändert sich mit dem Alter.
Zudem spielt die richtige Passform eine Rolle, denn ein BH hat auch eine gesundheitliche Wirkung. Das Brustgewebe ist sehr empfindlich und wird bei viel Bewegung stark belastet. Ein gut sitzender BH schützt die Brust und verhindert, dass sie zu viel Bewegungsspielraum hat. So wird auch einem späteren Hängebusen vorgebeugt.
Frauen mit großer Oberweite klagen häufig über Rücken- und Nackenschmerzen. Diese rühren daher, dass die Brust ein Übergewicht nach vorne verursacht, was die Wirbelsäule belastet. Ein passender BH sollte hier nicht nur optimal sitzen, sondern am besten auch breitere Träger haben, um das Gewicht besser verteilen zu können, ohne dass der Stoff in die Schultern einschneidet.
Grundsätzlich gilt: Das Körbchen muss die Brust komplett umschließen und der etwaige Bügel bis an die vordere Achselhöhlenlinie reichen. Der innere Bügel sollte direkt auf der Haut zwischen den Brüsten aufliegen.
Bildquellen: * Abbildung 1: Commons.wikimedia.org © Shakko. CC BY-SA 3.0. * Abbildung 2: © Roman Samokhin - Fotolia.com * Abbildung 3: pixabay.com © Hans. CC0 1.0.
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